Sermones IV (1455-1463) Fasciculus 5
Sermones CCLVIII-CCLXVII., Dt/lat, Nicolai de Cusa Opera omnia 19,5
Schwaetzer, Harald / Stammkötter, Franz-Bernhard
Erschienen am
01.07.2005
Beschreibung
Der vorliegende fünfte Faszikel des vierten Bandes der Sermones des Nikolaus von Kues (zugleich Band XIX der Opera omnia) umfasst die Sermones CCLVIII bis CCLXVII, mithin den schmalen Zeitraum von Weihnachten (25.12) 1456 bis Mitte Februar des Jahres 1457; gehalten sind die Predigten zumeist in Brixen. Unter den späten, in diesem Faszikel versammelten Predigten ragt gleich der erste Sermo CCLVIII heraus. In ihm entwickelt Cusanus u. a. eine philosophische Lehre von vier Stufen der Schau, die in den Kontext seines Denkens eingebettet wird. Sermo CCLIX widmet sich der Koinzidenz von Gott und Mensch in Jesus Christus, die an verschiedenen Beispielen erörtert wird. Die folgenden Sermones CCLX und CCLXI führen die christologischen Überlegungen weiter. Von einiger Bedeutung ist Sermo CCLXII, wo Nikolaus sein Individualitätskonzept im Anschluss an den Stern, welcher die Magier führt, in schöner Bildlichkeit erläutert. Sermo CCLXIII verdient Interesse, weil er die einzigen längeren Ausführungen des Cusanus zum Thema der mysteria nuptiarum aufweist. Im Mittelpunkt von Sermo CCLXIV steht eine eindringliche Auslegung der Heilung des Leprakranken (Mt. 8). Sermo CCLXV widmet sich der Bekehrung Pauli und seinen Lehren. Sermo CCLXVI enthält eine ausführliche Erklärung zum Fest der Reinigung Mariens. In Sermo CCLXVII beschäftigt sich Cusanus mit großer Berücksichtigung der theologischen und philosophischen Tradition mit der Frage, wie das Himmelreich zu erlangen ist. Die Predigten bieten einen eindrucksvollen Einblick in die kraftvolle und tiefschürfende Auseinandersetzung des späten Cusanus mit den Texten der Verkündigung. Für das Selbstverständnis des Cusanus sind auch die immer wieder eingestreuten Reflexionen über Predigt und Predigen sehr aufschlußreich, etwa Sermo CCLX mit der Abmahnung derjenigen Gläubigen, welche die Predigt schwänzen, aber auch Sermo CCLXIV mit seinen Ausführungen zur Wirksamkeit der Predigt anhand des Heiligen Bernhardin.
Autorenportrait
Nikolaus von Kues (Nicolaus Cusanus) kommt 1401 im heutigen Bernkastel-Kues zur Welt. Nach kurzem Studium der freien Künste in Heidelberg widmet er sich an der Universität Padua dem Kirchenrecht. Nach der Priesterweihe um 1440 wird Nikolaus 1448 zum Kardinal ernannt. 1433 verfaßt Nikolaus auf dem Basler Konzil seine erste grundlegende Schrift De concordantia catholica, in der er als Jurist und Theologe eine neue Ekklesiologie, eine allgemeine Konzils- und Staatstheorie sowie eine darauf aufbauende Reichsreform entwirft. Die erste von Nikolaus zur Veröffentlichung bestimmte philosophisch-theologische Schrift De docta ignorantia ist grundlegend für das Verständnis seines Denkens. Hier entwickelt er seinen berühmt gewordenen Begriff der "coincidentia oppositorum" der theologisch von der Suche nach Gott und philosophisch von der Jagd nach Weisheit geleitet ist. Mit der Einsicht in das Nichtwissen des Wissens distanziert sich Nikolaus von der ontologisch bedingten Erkenntnismetaphysik der Hochscholastik, um ein neuzeitliches Wahrheitsverständnis zu begründen. Nikolaus von Kues verbringt die letzten sechs Jahre seines Lebens am Hofe des Papstes in Rom und stirbt 1464.