Beschreibung
Wie alle Lebewesen wurde der Mensch in langen Ausleseprozessen geformt. Damit hat auch sein Gewissen einen biologischen Ursprung; dies scheint der Evolutionstheorie zu widersprechen, denn das Gewissen bremst rücksichtslosen Ellenbogen-Egoismus aus. Eine solche Schwäche produziert aber keine Sieger. Oder doch? Warum also hat sich beim Menschen ein Gewissen entwickelt? Ist es eine strategisch operierende Instanz zur Balance egoistischer und altruistischer Verhaltenstendenzen angesichts gesellschaftlicher Kooperation - wie landläufig vermutet wird? Oder liegt seine Funktion in der Intimität des sozialen Nahbereichs? Vieles weist darauf hin, dass die menschliche Moralfähigkeit entstanden ist, als unsere Vorfahren zu gemeinschaftlicher Betreuung der Kinder übergingen und in den Familien neuartige Konflikte, so genannte Helfer-Konflikte entstanden. Wenn diese Hypothese zutreffen sollte, stellt sich die keineswegs triviale Frage, wem eigentlich - in einem evolutionären Sinn - das Gewissen nützt: seinem Inhaber oder denjenigen, die es formen?
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