Beschreibung
Ende November 1848 flieht der katholische Pfarrer Franz Anton Bellmann aus der Talgemeinde Lichtenau in die unwirtliche Einöde der Gemeinde Kaltenberg, um einer Festnahme durch die Gendarmerie zu entgehen. Bellmann wird verdächtigt, mit seiner 18-jährigen Haushälterin Gitte Hoch ein Kind gezeugt und dieses nach der mutmaßlichen Geburt Ende September 1848 getötet zu haben. In Kaltenberg sucht und findet er Asyl bei seinem Amtsbruder Alois Schweighöfer, da er aufgrund der Feindschaft zwischen den beiden Priestern darauf spekuliert, dass man ihn dort nicht vermuten wird. Bereits im Frühjahr 1848 hatten der Bürgermeister und die Bauern von Lichtenau versucht, den Pfarrer loszuwerden. Als sich die Vorwürfe gegenüber Bellmann den Sommer über verdichten, entschließt er sich zur Flucht. Die Spannung im Kaltenberger Pfarrhaus entlädt sich in einem heftigen Streitgespräch zwischen Schweighöfer und seinem Gast. Bellmann gibt nach vier Wochen das Asyl in Schweighöfers Pfarrhaus auf und stellt sich den Behörden. Im April 1849 findet ein Gerichtsprozess gegen Bellmann und Hoch statt. Alles deutet auf eine Täterschaft Bellmanns hin, doch dieser streitet alles ab. Es war seinerzeit kaum möglich, jemanden ohne Geständnis zu verurteilen. Indizienbeweise wurden nicht anerkannt. Bellmann kann daher den Gerichtssaal als freier Mann verlassen, da er aus Mangel an rechtsgenüglichen Beweisen für klagfrei erklärt wird, d. h. weder verurteilt noch freigesprochen wird. Gitte aber muss wegen verheimlichter Schwangerschaft ins Gefängnis. Die letzten Kapitel zeigen auf, was auf dem Hintergrund der allgemein- und kirchenpolitischen Entwicklung der 1850er und 1860er Jahre aus den wichtigsten Protagonisten geworden ist.
Autorenportrait
MATTHIAS MAIER, geboren 1960 in Freiburg i. Br., aufgewachsen im katholischen Milieu eines Schwarzwalddorfes, lebt heute in Gundelfingen bei Freiburg. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Institut für Sozialforschung, Referent in der außerschulischen politischen Bildung und schließlich Lehrer für Deutsch, Wirtschaftskunde, Geschichte und Gemeinschaftskunde an einer beruflichen Schule. Aktuell arbeitet er beim Regierungspräsidium Freiburg als Referent in der Schulaufsicht. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit der Erforschung regionalgeschichtlicher Themen. Sein Buch über den Freiburger Rassenforscher Johann Schaeuble wurde im November 2021 von der baden-württembergischen Landesregierung mit dem ersten Preis des "Landespreises für Heimatforschung" ausgezeichnet.