Beschreibung
Mit der Unabhängigkeit Namibias als letztes afrikanisches Land und den ersten freien Wahlen in Südafrika wurde der Weg frei für den Ruf nach der afrikanischen Renaissance. Sie sollte den ganzen Kontinent beflügeln und die Menschen zum besseren Leben führen. Der Wandel war deutlich genug, um die letzten weißen Zweifel auszuräumen und zu erkennen, dass der Händewechsel an den Hebeln der Macht ein endgültiger war. Bei der Betrachtung ihrer Gesichter gab es keine Zweifel, dass es ihnen um Macht und ein besseres Leben ging. Ob sie beim Trachten nach dem besseren Leben auch an die Menschen im Lande dachten, die nicht im Exil waren, dafür aber die Armut und das grenzenlose Leid im Lande erlebt und durchlitten hatten, das war ihren Gesichtern weder anzusehen noch aus ihren Worten herauszuhören. Plötzlich steht ein hochgewachsener Mann auf dem linken Bein und an hohen Krücken gestützt vor ihm. Dr. Ferdinand sieht hoch und wieder runter, sieht auf den sauber geputzten linken Schuh und das sauber hochgefaltete Hosenbein über dem rechten Beinstumpf. Zwei Sicherheitsnadeln halten das Hosenbein in halber Länge. Ferdinand kann sich nicht gleich an das Gesicht erinnern, gibt es doch hunderte Patienten, denen er den Oberschenkel abgetrennt hat. Er lächelt und frischt das Gedächtnis des Arztes auf, als er sagt: "Mir hat eine Granate das Bein abgerissen. Koevoet hat eine Handgranate in das Haus hinter dem Hospital an der Straße zur Post geworfen." Ferdinand beginnt sich zu erinnern. Es war in den letzten Wochen gewesen. Das weiße Kommandoschiff war bereits im Sinken. Wo denn findet der Anker den Grund, wenn es nur Sand und Steine gibt? Wo stehen noch Blumen auf den Bänken, wo denn nur wird sich junges Leben ränken? Vieles ist zum Geisterdorf, zur Geisterstadt geworden nach all dem Elend mit dem vielen Morden. Kultur und Ehre liegen verwundet und tief gekränkt, die eine oder andere wird sterben, wenn nicht beide ineinander gezwängt. Wo im Himmel gibt es noch Gerechtigkeit?
Autorenportrait
- Kindheitserlebnisse von der "Reichskristallnacht" und den Bombennächten über Köln Übersiedlung nach Bautzen, wo der Vater als Gynäkologe eine kleine Frauenklinik betreibt sieht als 10Jähriger wenige Monate vor Kriegsende, wie ein Zug von Häftlingen in KZKleidung von der SS bewacht durch die Stadt zieht 1951 Rückkehr nach Köln, um dem "roten" PolitTerror zu entgehen Medizinstudium in Köln und München seit 1960 Arzt, 1961 promoviert dreijährige Ausbildung in der pathologischen Anatomie (Universität Köln) Facharzt der Chirurgie (Universität Köln), der Traumatologie und plastisch rekonstruktiven Chirurgie (RuhrUniversität Bochum) 19851998 Arzt und Chirurg am Hospital in Oshakati zum "Honorary Professor of the University of Namibia" ernannt (1997