Beschreibung
Mitte der 50er-Jahre traf Pierre Bourdieu, frisch gebackener Abgänger einer Pariser Elitehochschule und Philosophenschmiede, in Algerien ein, um als einfacher Soldat seinen Militärdienst zu leisten. Wenige Jahre später kehrt er als Soziologe und Ethnologe mit einer so reichen Felderfahrung und bereits ausgereiften empiriegesättigten Theorie der gesellschaftlichen Welt nach Paris zurück, dass er zu Recht behauptet, er habe sein Leben lang von diesem Kapital an Fragen und Problemen zehren können. Dazwischen liegen Jahre einer unermüdlichen Selbstinitiation in das Metier der empirischen Sozialforschung, des Erprobens aller greifbaren methodischen Zugänge und Instrumente im Dienst des Verstehens einer gesellschaftlichen Welt voller Widersprüche, vor allem aber Jahre einer grundlegenden Konversion des Blickes auf die soziale Wirklichkeit und sich selbst. Die vorliegende Studie rekonstruiert die Entstehungsgeschichte einer der wichtigsten Positionen der zeitgenössischen Sozialwissenschaften im Kontext dieses 'riesigen soziologischen Laboratoriums' (Pierre Bourdieu) und liefert damit einen Schlüssel zum Verständnis der Möglichkeitsbedingungen eines ganz außergewöhnlichen Werks.
Autorenportrait
Franz Schultheis ist Professor am Institut für Soziologie der Universität St. Gallen und Präsident der Stiftung Pierre Bourdieu, St. Gallen. Er ist Vizepräsident des Schweizer Wissenschafts- und Technologierates, gibt die Reihe édition discours und die Schriften Pierre Bourdieus bei UVK heraus und leitet das europäische Forschungsnetzwerk ESSE (Pour un espace des sciences sociales européen).