Beschreibung
Hans Christoph Binswanger (1929-2018) gilt als Pionier der Umweltökonomie. Aber er scheint mit seinem wissenschaftlichen Kernanliegen bisher weitgehend unverstanden. Seine Theorie der 'Wachstumsspirale' kritisiert die neoklassisch geprägte Mainstream-Ökonomie fundamental. Diese sei blind für den Wachstumszwang, der mit der modernen Geldwirtschaft einhergehe. Ohne Wachstum drohe ein katastrophaler Schrumpfungsprozess. Andererseits gefährde anhaltendes Wachstum die Tragfähigkeit der ökologischen Systeme. Auch die (post-)keynesianische Kritik der Neoklassik übersehe dieses Problem, weshalb es bis heute an wirksamen Perspektiven für eine nachhaltige Wirtschaft fehle. Für seine eigene Theorie nahm Binswanger in Anspruch, das ökonomische Geschehen erstmals seit der Industrialisierung widerspruchsfrei und wirklichkeitsgemäss erfassen zu können. Die richtige Analyse galt ihm als Voraussetzung für nachhaltige Lösungen in Politik und Wirtschaft. Simon Mugier untersucht, welche ökonomischen und soziologischen (Vor-)Urteile bisher daran hindern, die umfassende gesellschaftliche Bedeutung der Theorie der Wachstumsspirale anzuerkennen. Er entdeckt dabei auch weniger offensichtliche Implikationen, die mit der sozialen Frage zusammenhängen. Das Wirtschaftswachstum schadet nicht nur der Umwelt, sondern korrumpiert auch systematisch die gesellschaftliche Solidarität.