Beschreibung
Mein Gedicht ist mein Gesicht eröffnet ein lesendes Wandern in Wortlandschaften eines dichterischen Werks, das einzigartig in seiner Tiefe, Vielfalt und Ausstrahlung bis ins Heute wirkt. Srecko Kosovel, geprägt vom kontrastreichen slowenischen Karst oberhalb von Triest, suchte eine Synthese, in der Naturerleben, existentielle Erfahrung (Krankheit, Todesahnung) und gesellschaftliche Umbrüche (Krieg, faschistische Okkupation), künstlerische Aufbrüche in neue literarische Formen (Montage, Verfremdung) zusammenfließen und aufgehen - im komplexen Gedicht; lyrischer Anhauch und radikale Bildsprünge, Grimm und Gram, Witz und Revolte, bildsame Melodie von Dissonanzen, die in zufällige Harmonie übergeht; der Dichter sucht bewegliche Bilder / Fakten verjagen die Kunst; die Schärfe des Karsts und die Schärfe der Zeit schärften ihm die Feder. Kosovels Poesie wirkt vom zerrissenen Anfang des vorigen Jahrhunderts in das zunehmend dramatisierte neue; Die Zivilisation ist ohne Herz. / Das Herz ist ohne Zivilisation. Im handschriftlichen Nachlass erwandert, ist dieses Buch - eine Auswahl von Gedichten, Prosa-, Essayfragmenten, Auszügen aus Notizbüchern, Briefen samt Federzeichnungen und Holzschnitten - Er-Findung einer orphischen Landschaft. Mit Federzeichnungen und Holzschnitten von Christian Thanhäuser.
Autorenportrait
Geboren am 18. März 1904 in Sezana/SLO, verstorben am 27. Mai 1926 in Tomaj/SLO. Kindheit auf dem Karst, Gymnasium und Studium in Ljubljana. Schon früh Aktivitäten in literarischen Revuen und Zirkeln, Kontakte zu Futuristen und Konstruktivisten, Kenntnis der europäischen Avantgarde. Kosovel publizierte zu Lebzeiten kein Buch, hinterließ ca. 1400 Gedichte, Prosafragmente, Essays, Notizbücher, Briefe; erste unvollständige Gesamtausgabe 1977; seit 2004 weitere Ausgaben aus dem Nachlass.