Beschreibung
Nur wenigen wird die Auszeichnung zuteil, eine Gerechte unter den Völkern zu sein. Die mittlerweile 100-jährige Andrée Geulen aus Brüssel gehört dazu. Während der NS-Zeit versteckte sie in Belgien jüdische Kinder und bewahrte sie vor dem sicheren Tod. Viele haben ihre Eltern nie wiedergesehen und wurden in Adoptivfamilien großgezogen. So erging es auch Siegfried Loewe und seiner Schwester Rebecca, die als Kleinkinder von 1942 bis 1945 versteckt wurden. Nach Kriegsende und später im Leben, als Siegfried Loewe längst mehrere Studien abgeschlossen hatte, erfolgreich war und privates Glück gefunden hatte, stellte er stets fest, dass das Verstecken nie ganz aufgehört hat. Im hohen Alter beschloss er, seine Geschichte offenzulegen und damit alles, was dazugehört: Ängste, Scham, Wut, Trauer über Verlorenes. Der Wiener Historiker Rudolf Leo hat Siegfrieds Erzählung aufgeschrieben, Fakten recherchiert und Archivmaterial hinzugezogen. So entstand das Porträt einer Reise von Brüssel nach Wien - mit vielen schmerzhaften Stationen, mit ungeplanten Zwischenstopps, aber auch mit hoffnungsvollen Ausblicken und einem Ankommen am Ende. Andrée Geulen durfte sich im Herbst 2021 über eine Glückwunschkarte aus Wien freuen: von Siegfried Loewe, geb. Grossmann, der ihr sein Leben verdankt.
Autorenportrait
Geboren 1962 in Bramberg am Wildkogel (Land Salzburg). Nach seiner Lehre als Einzelhandelskaufmann diplomierte der Pinzgauer in Wien als Pädagoge für Sonder- und Heilpädagogik. Seit 1997 arbeitete er im Kommunikationsbereich diverser Landesregierungen. 2012/2013 war Leo Mitarbeiter im Forschungsteam der Wiener "Wilhelminenberg-Kommission". 2013 promovierte er am Institut für Zeitgeschichte in Wien mit einer Arbeit zum Thema "Der Pinzgau unterm Hakenkreuz". Seit 2012 hat Leo einen Lehrauftrag für Geschichte an der Universität Linz inne, außerdem Mitarbeiter der Zentralen österreichischen Forschungsstelle Nachkriegsjustiz.