Beschreibung
Der Begriff der Störung erfährt eine zunehmende Konjunktur in den Geisteswissenschaften und etabliert sich dort als epistemologische Analysekategorie. Diese Studie untersucht die Texte der Shoah-Überlebenden Imre Kertész, Liana Millu und Ruth Klüger systematisch auf ihr Störpotenzial und erweitert das Forschungsfeld um die sprechhandlungstheoretischen Konzepte 'Wissen' und 'Erwarten'. Ein grundlegend störendes Potenzial entfalten die Erzählungen, weil sie von konkreten historischen Ereignissen zeugen und damit deren Vergessen entgegenarbeiten. Die Untersuchung stellt unter anderem am Beispiel des Muselmanns, der Repräsentation von sexuellem Tauschhandel oder der Kritik an KZ-Gedenkstätten heraus, wie die Texte narrativ verfestigte Kategorien in Bewegung bringen, Wissen infrage stellen und gegen gesellschaftliche Diskurse ihrer Zeit polemisieren.
Autorenportrait
Dennis Bock studierte Germanistik und Soziologie in Hamburg, wo er am Institut für Germanistik promoviert wurde. Er ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle Interkulturelle Literatur- und Medienwissenschaft der Universität Hamburg mit einem Forschungsschwerpunkt zu intermedialer Repräsentation von Gewalt und Verfolgung.