Beschreibung
'Es ist schön. Es atmet den Herbst. Obwohl es kühn ist, zu sagen, der reinen Wolken unverhofftes Blau, da diese Buchten von sehnsuchterregendem sommerhaften Blau ja zwischen den Wolken sind. Aber freilich nur an den Rändern reiner Wolken. Nirgends sonst auf dem ganzen verschlissenen rauhen Gefilde des herbstlichen Himmels. Goethe hätte dies reiner Wolken geliebt. Und unverhofftes Blau ist tadellos. Es ist schön. Ja, es ist der Herbst.' Hugo von Hofmannsthal, Das Gespräch über Gedichte Das 'Jahr der Seele' ist eines der bekanntesten Gedichtbücher deutscher Sprache. Es ist ein Jahreszeitenzyklus, der mit dem Herbst beginnt und den Frühling auslässt. George selbst glaubte, dass dieser Gedichtband dem Lyrikverständnis des Bürgers noch am nächsten komme.
Autorenportrait
Stefan George, 1868 im hessischen Büdesheim als Sohn eines wohlhabenden Gastwirts geboren, wohnte ab 1873 in Bingen. Nach dem Abitur reiste er durch ganz Europa und studierte dabei Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte. In dieser Zeit traf George viele avantgardistische Autoren, in Frankreich die Symbolisten, in England die Präraffaeliten. Ab 1900 lebte er überwiegend in Deutschland, seit 1903 vor allem in München. Die Schwabinger Bohème inszenierte und verehrte George als Dichterfürsten. Aus Protest gegen das Nazi-Regime emigrierte George 1933 nach Minusio bei Locarno. Er starb dort am 4. Dezember des gleichen Jahres, betrauert von seinen Schülern, darunter Klaus Mann und die Brüder von Stauffenberg. Neben Einzelausgaben erscheinen bei Klett-Cotta auch 'Sämtliche Werke in 18 Bänden'.