Beschreibung
Spiegel Online: 'Können Sie sich vorstellen, (.) die Geschichte Ihrer Gemeinschaft mit Ernst Jandl zu erzählen, ganz konventionell und ausführlich?' Mayröcker: 'Ich habe schon daran gedacht. Aber ich brauche Zeit.' (Aus einem Interview vom 26. 10. 2001)Friederike Mayröcker hat sich Zeit genommen. Nach dem Tod ihres Schreib- und Lebensgefährten Ernst Jandl hat sie ihre Erinnerungen und Träume, Gespräche und Zitate, Eindrücke und Beobachtungen auf Notizblättern gesammelt und - immer wieder neu - gewartet auf den fruchtbaren Augenblick, da Schreiben und Ernten in eins und die Wörter und Sätze wie reife Früchte zu Papier fallen: 'und ich schüttelte meinen Text'. Entstanden ist ein auf die anrührendste Weise unkonventionelles Buch der Erinnerung, eine 'Ausschweifung des Gedächtnisses' auf den Fittichen der Sprache. Die im Kopf weggeworfenen Bücher, Bilder und Blätter, die 'Verlassenschaftssachen', verdichten sich zu einem Erzählen, werden gegenwärtig, augenfällig, sinnlich - berückend. Friederike Mayröcker verwandelt noch die armseligsten und vergänglichsten Dinge in 'Magie Partikelchen' und bewahrt sie so: 'herzhermetisch' geborgen im Innern der Sprache. Dichten ist Wiederfinden des Verlorenen. Und ich schüttelte einen Liebling ist ein großer Abschied, der ins Zentrum von Mayröckers Prosa führt: 'ein poetisches Herzklopfen' zwischen Trauer und Heiterkeit.
Autorenportrait
Friederike Mayröcker wurde am 20. Dezember 1924 in Wien geboren und starb am 4. Juni 2021 ebendort. Sie besuchte zunächst die Private Volksschule, ging dann auf die Hauptschule und besuchte schließlich die kaufmännische Wirtschaftsschule. Die Sommermonate verbrachte sie bis zu ihrem 11. Lebensjahr stets in Deinzendorf, welche einen nachhaltigen Eindruck bei ihr hinterließen. Nach der Matura legte sie die Staatsprüfung auf Englisch ab und arbeitete zwischen 1946 bis 1969 als Englischlehrerin an verschiedenen Wiener Hauptschulen. Bereits 1939 begann sie mit ersten literarischen Arbeiten, sieben Jahre später folgten kleinere Veröffentlichungen von Gedichten. Im Jahre 1954 lernte sie Ernst Jandl kennen, mit dem sie zunächst eine enge Freundschaft verbindet, später wird sie zu seiner Lebensgefährtin. Nach ersten Gedichtveröffentlichungen in der Wiener Avantgarde-Zeitschrift "Plan" erfolgte 1956 ihre erste Buchveröffentlichung. Seitdem folgten Lyrik und Prosa, Erzählungen und Hörspiele, Kinderbücher und Bühnentexte.
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