Beschreibung
Frankreich verfügt seit dem Mittelalter über eine einzigartige Tradition von Schriftstellerinnen. Doch was wissen wir über diese dames de lettres, über die Umstände, die es ihnen ermöglichten, zu schreiben, zuweilen auch zu veröffentlichen? Welche Stelle nehmen sie im kulturellen Gedächtnis ein - oder seit wann und warum ist die Erinnerung an sie verblasst? Und aus welchen Gründen könnte es sich lohnen, sie wieder in unser Gedächtnis zu holen? Diesen und anderen Fragen geht die vorliegende Literaturgeschichte nach, die sich in einem zeitlichen Rahmen von etwa tausend Jahren bewegt. Sie zeigt, unter welchen Bedingungen Autorinnen in Frankreich von den Anfängen im frühen 7. bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts ihre Werke verfassten. Der Bogen spannt sich von der Nonne Baudonivia bis zu der Montaigne-Freundin Marie Le Jars de Gournay, der Philologin und frühen Feministin. Insgesamt werden rund 30 Autorinnen vorgestellt: U. a. Marie de France, Christine de Pizan, Margarete von Österreich, Margarete von Navarra, Louise Labé, Catherine und Madeleine Des Roches, Gabrielle de Coignard, Anne de Marquets, Nicole Liébault, Hélisenne de Crenne. Der Leser erfährt auch Grundlegendes über die damaligen Salons, Mäzeninnen und Verlegerinnen. Mit Hilfe von mehr als 30 Abbildungen, meist Porträts, wird ein Bildgedächtnis der dames de lettres geschaffen, die in ihrer Gesamtheit diesen imaginären Salon der Autorinnen bilden. Die Untersuchung beruht auf einem dezidiert interdisziplinären Ansatz und auf einer Verbindung von Fragestellungen der Literatur-, Kunst- und der Buchgeschichte mit jenen der Sozial- und Geschlechtergeschichte.