Beschreibung
Nach dem Ende aller Ursprungs-Mythen der Kunst samt ihrer Anti-Mythen ist es um sie schlecht bestellt. Verkapselt im omnipotenten Markt feiert eine Gruppe von Künstler-Stars internationale Erfolge mit imposanten Ausstellungen. Bedient von Theorie-Lieferanten verschafft sie sich ein gutes Theorie-Gewissen. In der hochtourigen Ökonomie einer zur Schau gestellten Luxus-Kunst poliert eine nicht selten banale Theorie den stumpf gewordenen Geist noch auf. Warum man sich für dieses sich in sich spiegelnde Kunst-System noch interessieren soll, ist im Lichte des großartigen Verlusts seiner Geschichte nicht leicht zu sagen. Nicht unähnlich wie die Philosophie saugt die Kunst vampirisch an ihrer eigenen Vergangenheit, um sich über ihre systemtheoretische Banalität hinaus möglicherweise einen Zauber zu besorgen, der sich im Blut dieser Vergangenheit mitteilt. Der Zauber ist eine späte Form des Göttlichen und Erotischen, das in den abgespaltenen Anfängen vielleicht noch sein Wesen treibt. Das Buch beschreibt Tragödien, Skulpturen, Gedichte, Novellen, Musikdramen, Videoclips und Filme, um die Lebendigkeit der Kunst aus dem Licht der verlorenen Anfänge einen Moment lang zum Leuchten zu bringen. Aus dem Inhalt: Eros und Aura * Musengesang * Von tragischen Zerrüttungen und komischen Kompassnadeln * Platonische Erektionen * Corpus Christi und der goldene Pfeil * Velazquez und der unsterbliche Christus * Schopenhauer und die 'kleinen Maxillen' der Frau * Wagners 'Weltatem' * Die Unverborgenheit oder Courbets 'Ursprung der Welt' * Rilkes coitus vacui * Kubrick liest Schnitzler und lässt Nicole Kidman das Wichtigste sagen * Houellebecqs Sex ohne Geschlecht * Tarkowski und Björk interpretieren die 'Flamme des Begehrens' * Erotische Maschinen * Porn-Kunst
Autorenportrait
Peter Trawny, geb. 1964, Philosoph, Leiter des Martin-Heidegger-Instituts an der Bergischen Universität Wuppertal, Mitherausgeber der Gesamtausgabe Martin Heideggers.