Beschreibung
Dem aus Berlin stammenden Meteorologen und Biophysiker Walter Knoche wurde von der chilenischen Regierung 1911 die wissenschaftliche Leitung der ersten chilenischen Osterinsel-Expedition übertragen. Mit dem Schiff "General Baquedano" gelangte eine mehrköpfige wissenschaftliche Kommission auf die abgelegene polynesische Insel, die seit 1888 unter chilenischer Kolonialverwaltung gestanden, jedoch bis zu der Expedition keine nähere Beachtung gefunden hatte. Knoche errichtete nicht nur eine meteorologische und seismologische Station auf der Insel, sondern führte darüber hinaus unterschiedliche, vor allem ethnologische Erhebungen durch. Der heute weitgehend unbekannte Wissenschaftler verfasste 1925 das Buch Die Osterinsel. Da es ihm noch möglich war, die letzten beiden Osterinsulaner, die die alten Kulturtraditionen der im Aussterben begriffenen Rapanui-Kultur kannten, zu befragen, dokumentierte er Bräuche und Überlieferungen, die wenige Jahre später gänzlich verloren gegangen sind. Sein damals in nur geringer Stückzahl erschienenes Buch wird nun nach 90 Jahren der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht. In der kommentierten Ausgabe werden erstmals der biografische Hintergrund von Walter Knoche sowie seine vielfältigen wissenschaftlichen Aktivitäten in den Bereichen Meteorologie, Geografie, Ethnologie und Medizin dargestellt. Knoches Buch dokumentiert den Stand der Osterinselforschung in den 1920er-Jahren und beleuchtet aus interdisziplinärer Sicht die Probleme der polynesischen Inselbevölkerung in einer Epoche, die von vielfältigen äußeren Einflussnahmen wie Versklavung, eingeschleppten Krankheiten, Missionierung und Kolonialismus geprägt war.