Beschreibung
Dieser Band enthält Aufsätze jüngeren Datums, die aktuelle, aber nur selten mit der notwendigen Unbefangenheit und Konsequenz behandelte Themen zum Gegenstand haben. Einen der Schwerpunkte bilden ideologiekritische oder weltanschauungsanalytische Betrachtungen über zwei Denker, die - obgleich politische Antipoden - doch in einem gemeinsamen religiös-theologischen Untergrund wurzeln und die sich durch die wissenschaftlich-industrielle Dynamik und den "Szientismus" bedroht sahen. Das ist bei dem Autor der "Politischen Theologie" offenkundig, und bei dem Epigonen der "Frankfurter Schule" ist das pietistische Erbe deutlich genug erkennbar - noch in seiner Dankrede vom 14.10.2001 klingt eine eigenartige Nostalgie an: "Als sich Sünde in Schuld, das Vergehen gegen göttliche Gebote in den Verstoß gegen menschliche Gesetze verwandelte, ging etwas verloren". Freilich hat sich dieser seltsame "Aufklärer" rasch als inquisitorischer Hüter des deutschen Schuldbewusstseins profiliert. Das Schuldmotiv liegt auch jenen "politischen Wahrheiten" zugrunde, die in der "Zeitgeschichte" vielfach fast als religiöse Glaubenssätze gelten. Dem Zweifler antwortet man nicht mit Argumenten, sondern er wird als "Revisionist" mit dem Bann belegt - ungeachtet der Tatsache, dass aller Wissenschaftsfortschritt auf der Revision, der Überprüfung jeweils herrschender Auffassungen beruht. Sicherheitshalber werden dabei auch unerwünschte sowjetische Schlüsseltexte jahrzehntelang (!) unterschlagen. Dazu psalmodieren die Chöre der Gutgesinnten, die Vergangenheit müsse schonungslos aufgedeckt werden. Doch die letzte und verfänglichste Frage lautet: Was sind die Wertmaßstäbe, nach denen Schuld beurteilt werden kann, und wie sind sie begründbar? Oft dient ja die Moral als Instrument reiner Machtpolitik, und die furchtbarsten Gräuel geschehen unter den erhabensten Titeln: Gott selbst ist Täter des Völkermordes und die absolute Humanität rechtfertigt den Massenterror. Dies sollte wenigstens zu denken ge
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