Beschreibung
Die viel beschworene Krise unserer Zivilisation, deren markantester Ausdruck gewiß die drohende Umweltkatastrophe ist, kann unmöglich mit den Denk- und Handlungsformen bewältigt werden, die erst zu dieser Krise geführt haben. So läßt sich ein grundlegender Einstellungswandel umschreiben, der in den letzten Jahrzehnten immer breitere Bevölkerungsschichten erfaßt hat und nicht selten mit »neuen Paradigmen« wissenschaftlicher Forschung in Beziehung gesetzt wird. Wenn man unter »Rationalität« eben diese Einheit von Denk- und Handlungsformen versteht, so kann man jene Krise durchaus als eine »Krise der Rationalität« bezeichnen. Wo liegt aber die Alternative? Um diese Frage zu beantworten, müssen die Grenzen dieser Rationalität genau bestimmt und nicht (nur) in Richtung des »Irrationalen«, sondern hin zu einer »neuen Rationalität« überwunden werden, die für politische und ökonomische Entscheidungen eine ebenso »operationsfähige« Basis liefert wie die klassische Vernunft. Es gibt nicht einfach »das« Rationale und »das« Irrationale. Unsere Vernunft ist vielmehr eine historisch bestimmte Rationalität, die unter den gegenwärtigen historischen Bedingungen möglicherweise einer grundlegenden Revision bedarf. Ansätze zur Entwicklung einer solchen »transklassischen« Rationalität finden sich im Kontext der angesprochenen »neuen Paradigmen«, etwa in den Diskussionen um eine Logik der Quantentheorie, in den Reflexionen zu einer Logik der Selbstorganisation und nicht zuletzt in den in Deutschland durch die Konstruktivismusdiskussion vereinnahmten Arbeiten am Biological Computer Laboratory Urbana. Die Grenzen der klassischen Rationalität in den Wissenschaften anzudeuten, einige der Ansätze einer transklassischen Rationalität vorzustellen und die Möglichkeiten ihrer Anwendung zur Überwindung dieser Grenzen im Rahmen wissenschaftlicher Forschung zu diskutieren, ist das Anliegen des vorliegenden Jahrbuches.
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