Beschreibung
Das Glück als Erfüllung menschlichen Wünschens und Strebens ist ein zentrales Thema der Ethik, wenngleich nicht ihr einziges. Der Zusammenhang von Glück und Moral wurde von der Tradition stets gesehen und verteidigt. Ob ein gelingendes Leben ohne Transzendenzbezug möglich und, wenn ja, wünschenswert sei, ist unter Philosophen umstritten. Die Entkoppelung von Ethik und Religion ist kein neues Phänomen, sie findet sich bei Aristoteles und den Philosophenschulen des Hellenismus (Epikur, Stoa, Skepsis). Antike Philosophie verstand sich als Lebenskunst und Anleitung zu guter ethischer Praxis. So konnten Kirchenväter und Mönche darauf pochen, die wahre Philosophie zu kennen und zu praktizieren, die Nachfolge Christi. Wenn heute wieder philosophisch unter bewusster Absehung von allen religiösen Heilsangeboten nach den Bedingungen gelingenden Lebens gefragt wird, deutet das auf das Zerbrechen einer eineinhalb Jahrtausende währenden Synthese von Ethik und Religion hin. Aber stimmt dieser Befund? Ist der antike Eudaimonismus so transzendenzlos, wie es das Lebenskunstmodell propagiert? Ist die autonome Moral (Kant) von ihren theologischen Postulaten trennbar? Den Autoren dieses Sammelbands wurde die Frage vorgelegt, ob ein transzendenzloses Glück das einzig Vernünftige sei. Die Antworten fallen so unterschiedlich aus, wie die gegenwärtige Diskussionslandschaft vermuten lässt.