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An der Baumgrenze

Reclams Universal-Bibliothek 8334

Erschienen am 01.09.1986
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783150083345
Sprache: Deutsch
Umfang: 54
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Der Strafgefangene Kulterer, der aus der Ordnung des Gefängnisses, wo er Geschichten und Erzählungen schrieb, in die Hoffnungslosigkeit des Außenwelt gestoßen wird - der Gutsherr, der, als im Lusthaus wie alljährlich unter seiner Regie ein Theaterstück gespielt werden soll, die Umgebung mit seinem Selbstmord konfrontiert - das Geschwisterpaar, das an die Baumgrenze reist, dorthin wo etwas aufhört zu existieren und das Leben gefährdet ist - dies sind die Existenzen unter einem eigentümlichen Bann, die Bernhard mit großer stilistischer Ruhe und Gespanntheit darlegt.

Autorenportrait

Thomas Bernhard, 9. 2. 1931 Heerlen (Niederlande) - 12. 2. 1989 Gmunden (Oberösterreich). B. war das uneheliche Kind Herta Bernhards, Tochter des österreichischen Schriftstellers Johannes Freumbichler, und des Tischlers Alois Zuckerstätter. Nach der frühen Kindheit im Pflegeheim und bei Pflegeeltern in Rotterdam wurde er von den Großeltern mütterlicherseits aufgenommen (Wien, Traunstein in Oberbayern), gefördert vom Großvater. Er besuchte als Internatsschüler von 1943 an das Gymnasium in Salzburg, entzog sich dann der verhassten Schule und wurde 1947 Lehrling in einem Lebensmittelgeschäft. Eine lebensbedrohende Lungenkrankheit überstand er v. a. dank seines eigenen Selbstbehauptungswillens, der auch durch die nun einsetzende künstlerische Betätigung - Gesangsunterricht, Schreiben - gestärkt wurde. Die Geschichte seiner Kindheit und Jugend schildert ein fünfbändiges autobiographisches Werk. Von 1952 bis 1957 studierte B. Gesang, Regie und Schauspielkunst am Salzburger Mozarteum und arbeitete gleichzeitig als Gerichtsreporter und Kritiker für das Demokratische Volksblatt. Danach lebte B. nach einem Aufenthalt 1957-59 bei dem Komponisten Gerhard Lampersberg in Maria Saal als freier Schriftsteller u. a. in Wien und seit 1965 auf einem Gutshof im oberösterreichischen Ohlsdorf. 1970 erhielt er den Georg-Büchner-Preis. Gedichte, kurze Bühnenstücke, Prosaskizzen stehen am Anfang seines Werkes. Mit dem Roman Frost gelang ihm der Durchbruch als Prosaautor. In einer Folge von weiteren Prosatexten setzte B. die hier begonnene subjektiv-monologische Auseinandersetzung mit einer als chaotisch empfundenen Welt und Themen wie Verbrechen, Krankheit, Verfall, Tod im Allgemeinen und den österreichischen Verhältnissen und der dt.-österreichischen Kulturtradition im Besonderen fort. Der durch das Stilmittel der Übertreibung und den apodiktischen Ton charakterisierte Sprachduktus trug zur provozierenden Wirkung dieser Demontage kultureller, gesellschaftlicher und politischer Lebenslügen bei. Auch B.s Theaterstücke - der Erfolg setzte mit Ein Fest für Boris ein - variieren die bekannten Themen, handeln von Verfall, Wahnsinn, Tod, Scheitern und Selbstbehauptung in einer destruktiven, todverfallenen Welt. Es sind in gewisser Weise 'Endspiele', doch anders als bei Samuel Beckett spielen sie an einem realen Ort in einer realen Zeit und haben eine lineare, auf den Tod hinführende Struktur. Sie sind häufig monologischer Natur, zerstören Ansätze zum Dialog. In einigen skandalträchtigen Stücken mit Themen wie Terrorismus, Filbinger-Affäre oder faschistische Tendenzen im heutigen Österreich suchte B. die politische Auseinandersetzung. Die meisten der häufig tragikomischen Theatertexte sind Künstlerdramen, die das schwierige Verhältnis von Künstlerfiguren wie Artisten, Schauspielern oder Autoren zur Welt und zur Gesellschaft gestalten. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.