Beschreibung
Hebbels Dramen-Trilogie 'Die Nibelungen' entstand in den Jahren 1855-60, in einer Zeit in der man sich auf die deutsche Vergangenheit, insbesondere das Mittelalter und die Ritterzeit, zurückbesann. In seiner Tragödie versuchte Hebbel, die Handlungsweisen der mythischen Figuren für den modernen Theaterbesucher begreifbar zu machen, indem er sie psychologisch motivierte. Ihm gelang so eine der meistbeachteten Bearbeitungen des Nibelungenstoffs für das Theater.
Autorenportrait
Friedrich Hebbel, 18. 3. 1813 Wesselburen (Dithmarschen) - 13. 12. 1863 Wien. H., Sohn eines Maurers, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und erhielt keine höhere Schulbildung; er bildete sich, als Laufbursche und Schreiber eines Kirchspielvogts beschäftigt, autodidaktisch weiter und ging 1835 nach Hamburg, um sich auf ein Studium vorzubereiten. Hier lernte er seine spätere Geliebte Elise Lensing kennen, mit der er zwei Kinder hatte. Ein Jurastudium 1836 in Heidelberg brach er ab; nach einem Aufenthalt in München kehrte er 1839 nach Hamburg zurück. Nach seinen ersten Erfolgen ermöglichte ihm ein zweijähriges Stipendium des dän. Königs Reisen nach Paris (1843) sowie Rom und Neapel (1844). Von 1845 an lebte er in Wien, seit 1846 mit der Burgschauspielerin Christine Enghaus verheiratet. Seit 1835 führte er regelmäßig Tagebuch, das neben biographischen Informationen auch Reflexionen über Kunst und Philosophie und seine eigene Dichtung enthält. H. war in erster Linie Dramatiker; die Konflikte in seinen Stücken gründen in einer tragischen Existenzerfahrung und äußern sich im Kampf der Geschlechter oder in der Gegensätzlichkeit von historischen Epochen bzw. Kulturen. Dabei geht das Handeln des Individuums über die persönliche Sphäre hinaus und dient, unabhängig davon, in welchem Maß es mit Leiden oder Schuld verknüpft ist, einem notwendigen bzw. zwangsläufigen Geschichtsprozess, der zu einer höheren geschichtlichen Stufe führt. Mit
Maria Magdalene, das den tragischen Konflikt innerhalb einer geschlossenen Kleinbürgerwelt entstehen lässt, gab er der Gattung des bürgerlichen Trauerspiels eine neue Dimension. Die Gedanklichkeit, die seine Tragödien charakterisiert, bestimmt vielfach auch H.s Lyrik, in der sich Reflexion und Gefühlsintensität, Persönliches und Allegorisches miteinander verbinden. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (
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