Beschreibung
Infolge der postkolonialen Kritik an Geschichte und Epistemen der westlichen Welt steht zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Begriff von Weltliteratur vor neuen Herausforderungen. Neben der Debatte über qualitative oder quantitative Bestimmungskriterien stellt sich auch die Frage nach der politisch-ethischen Rolle von Weltliteratur in einer globalisierten Welt. Mit der Pluralisierung von Literaturen und ihren Verflechtungen rücken auch die Weltkonstitution, ihre Polyzentrik und die Ökologie von Relationen zunehmend ins Zentrum der Debatte. Der Band bündelt historische und systematische Dimensionen von Weltliteratur unter Berücksichtigung neuerer literatur-, kultur- und medienwissenschaftlicher Fragestellungen. Er diskutiert das Weltwissen, überprüft Bedingungen und Performativität von Weltliteratur in den Dimensionen von Produktion (Textmaterialität, Schriftsysteme, Technik), Rezeption (Ästhetik, Kritik, Kanon) und Diffusion (Markt, Medien, Verlage), beschreibt verschiedene weltliterarische Gattungen und veranschaulicht erstmalig die historisch und kulturell variablen Bestimmungskriterien anhand der Weltregionen. Die interdisziplinäre Rolle von Weltliteratur wird schließlich in Bezug auf Religion, Weltgeschichte, Ethnologie und Musik dargestellt und ihre Zukunft auch im Kontext von Digital Humanities besprochen.
Autorenportrait
Vittoria Borsò, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf; Schamma Schahadat, Eberhard Karls Universität Tübingen.