Beschreibung
Der Schriftsteller C. aus Leipzig darf in den achtziger Jahren die DDR vorübergehend mit einem Visum verlassen. In der Bundesrepublik verliebt er sich in eine Westdeutsche, doch die gegensätzlichen Erfahrungen und Prägungen der beiden Partner zermürben ihr Verhältnis. Obwohl sich C. im Westen nach wie vor unwohl und fremd fühlt, obwohl er immer mehr in Alkoholexzessen und in Schreibhemmungen versinkt, läßt C. den Termin für seine Rückreise verstreichen, wodurch der Osten für ihn unerreichbar wird. Wolfgang Hilbigs außerordentliches literarisches Talent, eine Atmosphäre der Bedrohung, des Abgründigen und Ungewissen zu schaffen, bewährt sich in seinem neuen Roman zum ersten Mal an einem westlichen Schauplatz und - nach seinem erfolgreichen Roman 'Ich' - erneut an einem politischen Thema. Seine Hauptfigur C. gerät in eine Lage, in die sich viele Menschen aus der DDR nach der Wiedervereinigung versetzt sahen: Auch wenn sie sich einst nach dem Leben im Westen sehnten, spüren sie nun, wie schwer es ist, unter den veränderten Bedingungen Fuß zu fassen - doch das ehemals vertraute Leben ist endgültig ins Unerreichbare entschwunden. Hilbigs literarische Kunst, ganz gewöhnliche Situationen in überaus unbehagliche, dämonische Szenerien zu verwandeln, entzündet sich stets an alltäglichen Details. Ein paar Werbeschriftzüge, hektisch durcheinanderwuselnde Passanten oder merkwürdige Schaufensterauslagen genügen ihm, um aus einer scheinbar vertrauten Einkaufsstraße oder einem Bahnhof einen Ort tiefer existentieller Verunsicherung zu machen. Sein Held C. verliert mehr und mehr den Boden unter den Füßen; und alles, was ihm am Ende bleibt, ist der Stoff für ein neues Buch: die Geschichte einer krisengeschüttelten Liebe.
Autorenportrait
Wolfgang Hilbig, geboren 1941 in Meuselwitz bei Leipzig, gestorben 2007 in Berlin, übersiedelte 1985 aus der DDR in die Bundesrepublik. Er erhielt zahlreiche literarische Auszeichnungen, darunter den Georg-Büchner-Preis, den Ingeborg-Bachmann-Preis, den Bremer Literaturpreis, den Berliner Literaturpreis, den Literaturpreis des Landes Brandenburg, den Lessing-Preis, den Fontane-Preis, den Stadtschreiberpreis von Frankfurt-Bergen-Enkheim, den Peter-Huchel-Preis und den Erwin-Strittmatter-Preis. Im S. Fischer Verlag erscheint die siebenbändige Ausgabe seiner Werke, 'eine der wichtigsten Werkausgaben der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur' (Uwe Schütte, Wiener Zeitung).Wolfgang HilbigWERKEBand I GEDICHTEBand II ERZÄHLUNGEN UND KURZPROSABand III DIE WEIBER - ALTE ABDECKEREI - DIE KUNDE VON DEN BÄUMEN (Erzählungen)Band IV EINE ÜBERTRAGUNG (Roman)Band V 'ICH' (Roman)Band VI DAS PROVISORIUM (Roman)Band VII ESSAYS, REDEN, INTERVIEWSLiteraturpreise:1983 Brüder-Grimm-Preis1985 Förderpreis der Akademie der Künste, Berlin1987 Kranichsteiner Literaturpreis1989 Ingeborg-Bachmann-Preis1992 Berliner Literaturpreis1993 Brandenburgischer Literaturpreis1994 Bremer Literaturpreis1996 Literaturpreis der Deutschen Schillerstiftung, Dresden 1997 Lessingpreis des Freistaates Sachsen1997 Fontane-Preis der Berliner Akademie der Künste1997 Hans-Erich-Nossack-Preis (Kulturkreis d. dt. Wirtschaft)2001 Stadtschreiberpreis von Frankfurt-Bergen-Enkheim2002 Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik2002 Georg-Büchner-Preis2002 Walter-Bauer-Literaturpreis der Stadt Merseburg2007 Erwin-Strittmatter-Preis des Landes Brandenburg