Beschreibung
Die bislang wenig beachtete, doch ungewöhnlich fruchtbare Begegnung zwischen dem Kupferstecher Albert Flocon und dem Wissenschaftsphilosophen Gaston Bachelard ist als emblematisch für die wechselseitige Beeinflussung von Philosophie und Kunst, von Geistesarbeit und Handwerk zu verstehen. Verwurzelt im Surrealismus, gingen Bachelard und Flocon regelmäßig an die Grenzen ihres jeweiligen Metiers, um zu Neuem zu gelangen. Bachelard, der einer 'wilden Vernunft' und dem Experimentellen huldigte, wählte die Gegenstände seines Denkens eben aufgrund ihrer Eigenmächtigkeit aus und betrachtete das 'schwierige' Metier des Kupferstechers und Flocons tüftelnde Arbeitsweise als sinnbildlich für seine eigene 'Philosophie am Werk', der stets die Möglichkeit des Scheiterns innewohnte. HansJörg Rheinberger gelingt eine luzide (Doppel)Biographie und Intellektuellengeschichte und zugleich eine faszinierend bebilderte Lektüre der Kupferstiche Albert Flocons.
Autorenportrait
Hans-Jörg Rheinberger wurde 1946 in Grabs in der Schweiz geboren. Er studierte Biologie und Philosophie in Tübingen und Berlin, promovierte 1982 und habilitierte sich 1987 als Molekularbiologe. Von 1997 bis 2014 war er Direktor am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. Er ist Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte an der TU Berlin, Dr. h.c. der ETH Zürich und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie der Leopoldina. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Geschichte und Epistemologie des Experimentierens in den Lebenswissenschaften. Er erhielt 2006 die Ehrendoktorwürde der ETH Zürich sowie den Cogito-Preis und hielt 2012 die Distinguished Lecture der History of Science Society.