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Über die Schönheit hässlicher Bilder. Ein Vademecum für Romantiker unserer Zeit

Bod
Erschienen am 01.11.2022
CHF 19,70
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9782385081287
Sprache: Deutsch
Umfang: 114
Auflage: 1. Auflage

Beschreibung

Noch heute, wenn aus der bronzierten Netzfläche einer Dampfheizung lauer Hauch von ungefähr mich befällt (o Erinnerung, erfolgreiche Schmutzkonkurrentin des Gegenwärtigen!). dann fällt mir jene Kunstausstellung im Künstlerhaus zu Wien ein, die mich erzogen hat. Das war reizend, damals. Schon unterwegs im rauhen Märzwind der Straßen, der allen Damen längs empörter Frisuren die Hüte in die Höh' trieb (Balzac würde sagen: In diesem Wind, der für Wien ebenso charakteristisch ist wie usf.). schon unterwegs freute ich mich auf dieses Künstlerhaus, das ich mir warm und nach seinem Namen als einen Versammlungsort hochgemuter Künstlerrecken vorstellte, ja lauter solcher Tiziane, die dort auf und ab gehn, patrizisch, und in Prunkwämsern ohne Farbflecke mit Königen Gespräche führen. Doch ich war kaum enttäuscht, als ich nur Bilder vorfand, Bilder ohne Zahl, und an manchen Stellen der Wand zwischen zwei Bildern diese braven Siebe der Zentralheizung, die unversehens mit Garben tropischer Witterung überschütten. Ich blieb immer zwischen den Bildern. Aber meine Gefährtin war von künstlerischen Entzückungen schon umzingelt, attackiert, überwältigt.

Autorenportrait

Max Brod (* 27. Mai 1884 in Prag; gestorben 20. Dezember 1968 in Tel Aviv) war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Theater- und Musikkritiker mit österreichischer, tschechoslowakischer und israelischer Staatsbürgerschaft. Sein einst erfolgreiches literarisches Werk ist heute weitgehend unbeachtet. Bedeutungsvoll sind seine Verdienste um den Erhalt der Werke des Schriftstellers Franz Kafka als deren Herausgeber, Bearbeiter und Interpret. Darüber hinaus war Brod Förderer der Komponisten Leos Janácek und Jaromír Weinberger. Er gilt auch als Entdecker des Dichters Franz Werfel.